Ich heiße Leon, bin 27 Jahre alt, habe das Grafik-Design-Berufskolleg abgeschlossen und studiere derzeit Kunsttherapie. Seit ich denken kann, habe ich immer wieder angefangen zu malen und auch wieder aufgehört. Meine Leidenschaft für Kunst wurde aber erst mit dem 18. Lebensjahr geweckt. Schon in der Realschule hat mir das Fach Kunst Spaß gemacht. Doch weil ich damals unmotiviert war und mir meine Noten nicht wichtig waren, habe ich im Fach Kunst eine Fünf bekommen.
Nach der Realschule habe ich eine Ausbildung zum Stuckateur angefangen, das heißt, auf dem Bau. Nach einem Jahr fand ich dann heraus, dass den ganzen Tag Gipssäcke schleppen nichts für mich ist. Ich habe meine Ausbildung abgebrochen und habe nach dem gesucht, was am wichtigsten ist: nach mir selbst! Also bin ich einen Teil des Jakobsweges gelaufen. Das war eine sehr prägende Erfahrung, die mir auch sehr weitergeholfen hat.
Anschließend habe ich mich in vielem ausprobiert und eine Menge Praktika gemacht. Ich habe den Entschluss getroffen, etwas Künstlerisches machen zu wollen: Grafik Design. Als ich mit 18 Jahren angefangen habe, meine Mappe zu gestalten, konnte ich mich richtig entfalten, und meine Leidenschaft für die Kunst ist gewachsen. Die Schule hat mich angenommen, und ich habe mit der Ausbildung angefangen. Doch bevor ich richtig durchstarten konnte, musste ich erstmal eine Pause von zwei Jahren machen. In dieser Zeit habe ich eher weniger bis gar keine Kunst gemacht. Ich bin viel in Deutschland rumgekommen und habe viele Leute kennengelernt, die mich geistig sehr bereichert haben. Dann habe ich beschlossen, weiter weg zu gehen, und habe für eine Reise nach Südostasien gespart.
Als ich in Thailand war, war es dann doch sehr ernüchternd für mich, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Es ist das Hauptreiseziel Nummer eins für die ganze Welt. Das habe ich aber erst dort herausgefunden. Ich habe mein Glück nebenan, im nicht so bekannten Laos, versucht zu finden. Doch dort war es nicht anders, und ich war nicht mehr motiviert genug, um weiterzumachen, und habe nach einem Monat die Rückreise angetreten. Als ich dann wieder in Deutschland war, war ich sehr froh darüber und habe zu schätzen gelernt, was ich hier habe. Trotz der Enttäuschung war diese Erfahrung auch sehr wertvoll für mich.
Nun wurde es im selben Jahr, im September 2017, Zeit, die Ausbildung zu beginnen. In dieser Zeit habe ich mich künstlerisch und persönlich enorm entwickeln können. Ich konnte sehr viel aus dem Unterricht mitnehmen und habe auch privat verschiedene künstlerische Projekte realisiert.
Während der Schulzeit habe ich nicht mehr sehr viel Zeit mit Reisen verbracht und hatte auch nicht die Gelegenheit dazu. Doch da mir das Wandern in der Natur schon immer sehr viel gegeben hat, war ich an meinen freien Tagen vor allem zu Fuß in der Natur unterwegs. Viel in der näheren Umgebung, aber auch für zwei Wochen in Norwegen, da ich mal wieder etwas raus aus Deutschland musste. Dort war ich im Nationalpark und bin von Hütte zu Hütte gewandert. Das Klima ist mild, und die Einwohner sind freundlich. Außerdem lernt man unter Wanderern immer interessante Leute kennen.
Als sich meine Ausbildung im dritten Jahr dem Ende zuneigte, wusste ich, dass ich noch weiter lernen und nicht direkt in die Arbeitswelt einsteigen wollte. Also habe ich mich noch während meines letzten Jahres an der Johannes-Gutenbergschule für ein Grafik-Design-Studium mit dem Schwerpunkt Illustration beworben, da ich meine Zeichenkünste noch weiter ausbauen wollte. Die erste Bewerbung ging leider nicht durch, doch ich wollte es noch einmal versuchen, weswegen ich ein Jahr überbrücken musste. Also habe ich einen einjährigen Bundesfreiwilligendienst im Generationenhaus Heslach angefangen.
In dieser Zeit hatte ich sehr viel mit allerlei Menschen zu tun. Ich habe dort in einem Café ausgeholfen, in dem jeder willkommen war. Dort konnten sich die meisten etwas zu Essen und zu Trinken leisten, da die Preise dementsprechend angepasst waren. Außerdem hat hier auch zu meinen Aufgaben gehört, die Menschen aus der Pflegeeinrichtung aus demselben Gebäude zu bedienen und zu unterstützen. Ich bin dem Hausmeister bei allerlei handwerklichen Tätigkeiten zur Hand gegangen und habe hier und da ein paar Grafikarbeiten für das Haus übernommen. Während Corona musste das Café für einen längeren Zeitraum schließen, weshalb ich bei einem Essensverteiler (Harry's Bude) eingesprungen bin, um gerettete Lebensmittel zu verteilen, unter anderem auch an Bedürftige.
In diesem Jahr habe ich viele Eindrücke gesammelt, die mich künstlerisch sehr angeregt haben. Dadurch konnte ich auch viel in meine Mappe für das Grafik-Design-Studium in Münster hineingeben. Ich wollte mich aber nicht nur darauf verlassen und habe mich noch auf andere Studiengänge beworben, darunter auch Kunsttherapie. Die ganze Zeit dachte ich, Münster wäre meine erste Wahl, doch meine Arbeit als Bundesfreiwilliger hat mich zum Nachdenken gebracht.
Den ein oder anderen Grafikdesignauftrag habe ich schon erledigt, doch hat es mir nie sonderlich Spaß gemacht. Was, wenn es doch nicht das Richtige für mich ist? Die Ausbildung an der JGS hat mir sehr viel Freude bereitet, da ich mich dort künstlerisch ausleben konnte und eigene Projekte realisiert habe. Die Arbeit als Grafik-Designer erschien mir eher mühselig, weil ich das mache, was der Kunde will, und ich die ganze Zeit vor dem Rechner sitze. Die Arbeit im Generationenhaus hat meine soziale Ader geweckt, und ich habe gemerkt, dass ich gerne Menschen helfe und auch ein gewisses Händchen dafür habe. Nachdem ich nun bei beiden Studiengängen durch das Aufnahmeverfahren gekommen bin, hatte ich die Wahl: Kunsttherapie oder Grafik Design (Illustration)?
Meine Entscheidung fiel auf Kunsttherapie, da ich dort mein künstlerisches Talent sowie meine soziale Ader miteinander verbinden kann. Jetzt, nach zwei Jahren Studium, in dem ich unter anderem zwei Praktika über einen längeren Zeitraum machen durfte, kann ich sagen, dass es das Richtige für mich ist.